Llata wird die Kunst genannt, die zuvor behandelten Blätter der Zwergpalmen zu flechten um verschiedene Gegenstände (Körbe, Hüte, Fächer, Teppiche, Maulkörbe, Besen…) herzustellen. Es handelt sich um ein tausendjähriges Kunsthandwerk, älter als die Keramik, dessen Reste in den archäologischen Fundstätten aus der talayotischen Zeitepoche gefunden wurden.
Um die verschiedenen Produkte herzustellen werden nur wenige Werkzeuge gebraucht: die Hände, ein scharfes Messer um die Blätter zur schneiden und Nadeln in verschiedenen Größen zum Nähen und um die gewünschte Form zu geben. Natürlich darf man nicht eine gute Dosis Talent und Geduld vergessen!
Die Zwergpalme ist die einzige einheimische Palme Europas und ist typisch im westlichen Mittelmeer. Sie wächst in kargen und spröden Gegenden. Auf Mallorca findet man sie vor allem auf der Halbinsel de Llevant, im Norden und im Westen der Insel. Sie kann bis zu zwei Meter groß werden, ihr Stamm ist kegelförmig mit faserigem Aussehen und ihre grünen Blätter sind in Fächerform angeordnet. Die Blütezeit der Zwergpalme dauert von März bis Mai, ihre Früchte oder Datteln sind grün-rötlich und keimen im September. Es handelt sich um eine geschützte Art, weshalb es absolut verboten ist, sie herauszureißen.
Wie alle Handarbeiten, verlangen die Produktionszeiten viel Geduld. In der ersten Julihälfte fängt die Ernte der Palmen an, jeder Zwergpalme können zwei oder drei Blätter herausgerissen werden. 20 Tage nach der Ernte werden die Blätter auf einen schrägstehenden Ständer gelegt in Richtung Westen um die maximalen Sonnenstunden auszunutzen. Alle sechs oder sieben Tage müssen sie umgedreht werden. Die Palmen müssten um den 16. August, am Sant Roc Tag, trocken sein. Sobald sie trocken sind, werden die Fasern getrennt und die besten Blätter ausgesucht. In der nächsten Phase werden die Blätter in Schwefel getaucht, damit sie die weißliche Farbe bekommen und an Flexibilität gewinnen. Ab diesem Zeitpunkt kann schon mit den Fasern gearbeitet werden, in der typischen Form eines platten Zopfes.
Die Flechtkunst "Llata" war ursprünglich als Frauenarbeit angesehen und diente als zusätzliches Einkommen für die bescheidenen mallorquinischen Haushalte. Diese verkauften ihre Produkte an Großhändler, welche sie weiterverkauften. Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte diese Flechtkunst einen regelrechten Boom und die starke Nachfrage führte zur Bildung von Genossenschaften um das Produkt außerhalb von Mallorca zu verkaufen. Mit dem wachsenden Tourismus nahm ihre wirtschaftliche Bedeutung ab und die Produktion orientierte sich mehr an der Nachfrage der Besucher. Heutzutage gibt es noch einige Frauengruppen, die diese Flechtkunst am Leben erhalten, damit diese Tradition nicht in Vergessenheit gerät. Die bekannteste ist die "Madones de la Llata" aus Capdepera.
Dies ist wohl der beste Platz um die Frühzeit Mallorcas kennenzulernen. Das Museum wurde in 1927 von einer Gruppe Intellektueller und Wissenschaftler gegründet, die fortschrittliche Ideen hatten um das Kultur- und Naturerbe von Artà und der Insel zu bewahren.
Jeden Nachmittag von Montag bis Donnerstag und das ganze Jahr über treffen sich sechs Frauen zwischen siebzig und achtzig Jahren in ihrer kleinen Werkstatt um die Flechtkunst "Llata" auszuüben. Diesen schönen Zeitvertreib starteten sie vor 10 Jahren und gaben ihm nicht nur einen wohlbekannten Namen, sondern haben viel für die Aufrechterhaltung dieses jahrhundertealten Kunsthandwerks getan.
T. +34 971 463 032
Guillem Casellas ist ein Meister der Flechtkunst "Llata", der in seiner Werkstatt in seinem Haus in Foravila arbeitet. Dort behandelt, färbt und näht er die Zwergpalmenblätter um dann manuell eine große Nummer an Gegenständen herzustellen. Diese verkauft er anschließend auf Wochenmärkten in der Nähe oder in dem Kurzwarengeschäft seiner Frau im Dorf Artà.
C/ Teulera 7, Artà